Archiv der Kategorie: persönliches

Svenja goes Podcast

Ich war zu Gast in einem Podcast.
Es war ein sehr angenehmes Gespräch, in dem ich über meinen Weg zur Softwareentwicklerin erzählt und ein paar Tipps zu Accessibility gegeben habe.
Wenn ihr euch noch tiefer über das Thema informieren wollt, kann ich euch wärmstens diese Podcastfolge meines Lieblingspodcasts und die zugehörigen Shownotes ans Herz legen.

keine Deutsche

Der ganze rechtsextreme Terror in Deutschland macht mir Angst. Die offene Ausländerfeindlichkeit, der Aufstieg der AfD.
Was mit den Flüchtlingen begann hat sich zu etwas Größerem ausgewachsen. Da pusten Leute ihre braune Scheiße in meine Time Lines, von denen ich geglaubt habe, sie seien meine Freunde.
Ich fühle mich sogar angesprochen, denn ich bin keine Deutsche.
Da wird von Migranten gesprochen, zu denen ich mich zähle. Meine Eltern kamen aus Polen nach Deutschland, als ich drei Jahre alt war. Wir sind hier aufgewachsen und haben hier Deutsch gelernt. Wir alle haben einen deutschen Pass, aber das reicht den Nazis nicht.
Ich habe Angst, dass eines Tages auch zu mir jemand sagt ich solle da hingehen wo ich hergekommen bin, nur weil mein Name nicht Deutsch ist.
Und dann bin ich auch noch behindert, wäre von den Nazis früher sofort vergast worden.
Ich habe das Gefühl, wir hätten aus der Geschichte nichts gelernt. Mehr noch, es wird auch noch verleugnet, dass dies wirklich so passiert ist.
„Ach, die wenigen Überlebenden, die noch berichten können, haben sich das alles ausgedacht.“ Zum Glück stehen solche Aussagen unter Strafe.
Das macht mich fassungslos, wie man auf so einen Mumpitz kommen und den auch noch glauben kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Zeitzeugen.
Ich glaube nicht an Gott, aber ich bete, dass wir noch die Kurve kriegen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät dafür.

Warum ich keinen Schnee mehr mag

Mein heutiger Beitrag ist durch diesen Beitrag inspiriert.
Heute früh sagte mein Freund mir es schneit. Auf mein „oh nein“ hat er mir versichert, dass nichts liegen bleibt. So geht das immer, wenn es schneit und ich weiß, dass ich an dem Tag noch unterwegs sein möchte.
Als Kind habe ich Schnee geliebt. Ich mochte es, ihn anzufassen, zu Kugeln zu formen oder einfach nur in der Hand zu zerdrücken, um das Knirschen zu hören. Mit meiner Familie bin ich damals auch mal Schlitten gefahren oder wir Geschwister haben Schneemänner gebaut.
Ich weiß auch noch, dass ich als kleines Kind den Schnee immer mit reinnehmen wollte, was natürlich nicht gut ging. Damals habe ich noch nicht so weit gedacht, obwohl er mir ja in der Hand immer geschmolzen ist.
Zu meiner Internatszeit, in der ich immer selbstständiger wurde und somit auch allein nach draußen gegangen bin hat sich das geändert.
Ich ertaste mir meinen Weg mit dem Blindenstock. Liegt Schnee kann ich den Untergrund nicht mehr richtig wahrnehmen und es kann passieren, dass ich auf der Straße lande. Zudem werden die Umgebungsgeräusche geschluckt, was mich zusätzlich behindert.
Am Schlimmsten war das für mich als ich noch pendeln musste. In Frankfurt waren die Wege zwar meistens gestreut, dennoch war es für mich zusätzlich zu der Belastung durch die Pendelei ein weiterer Stressfaktor, mich da allein durchkämpfen zu müssen. Ich hatte selten Begleitung, traf leider auch kaum spontan Leute, die ich hätte um Hilfe fragen können. Ich war ja immer schon so früh unterwegs und gerade in stressigen Situationen fällt es mir schwer, andere um Hilfe zu bitten.
Aktuell bin ich froh, dass ich nicht täglich raus muss. Mein Weg in die Stadt ist durch meinen Umzug vor über einem Jahr auch deutlich einfacher geworden. Sollte ich wieder einen Job haben ist das jetzt deutlich stressfreier.
Zum Glück hat es zu meiner Zeit beim HR selten geschneit, sodass der Horror, den ich damit verbinde, nicht allzu häufig war. Wenn ich zurückdenke hatte ich aber immer Angst, verloren zu gehen oder einen Unfall zu haben. Natürlich ist nie was passiert.

Gedanken zum Tag der Menschen mit Behinderung

Heute ist der Tag für Menschen mit Behinderung und ich mache mir da so meine Gedanken. In diesem Beitrag versuche ich sie zu sortieren. Es werden auch Dinge dabei sein, die ihr vermutlich schon woanders gehört oder von mir gelesen habt. Es hilft mir das nochmal in eigene Worte zu fassen und ich erhebe natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Eine Sache die ich in den letzten Tagen verstärkt auf Twitter lese macht mich sehr betroffen und lässt mich zweifeln, wie ernst das mit der Inklusion gemeint ist.
Was ich da über die Deutsche Bahn mitbekomme, dass ständig Rollstuhlfahrer stehengelassen werden, angeblich aus Personalmangel, lässt außerdem meinen eh schon durch meine Pendelei verstärkten Hass auf die Bahn hochkochen. Als Pseudolösung wird dann der Schwerbehinderte noch gebeten, seinen Fahrplan anzupassen.
Es ist ja auch völlig in Ordnung, dass Schwerbehinderte doch bitte spätestens 2 Tage vorher wissen sollen, wann sie fahren wollen, wenn sie Hilfeleistung benötigen. Das führt bei mir häufig dazu, dass wenn ich doch mal fahre mich beim Umsteigen lieber durchfrage, auch wenn mich das viel Überwindung kostet. Meistens sind ja die anderen Reisenden selbst so in Eile oder müssen ganz woanders hin, da bin ich froh, wenn ich längere Umsteigezeiten habe.
Das Thema allein schon triggert mich extrem, da möchte ich nicht wissen, wie das für Rollstuhlfahrer ist. Mir graust jetzt schon vor Weihnachten. Da fahre ich zu meinen Eltern und das wird alles andere als angenehm, weil ich mehrfach umsteigen muss.
Ich durfte mir schon anhören ich solle doch froh sein, dass es die Bahn gibt. Sorry, aber ich schreibe was mir nicht passt. Überhaupt finde ich es ziemlich daneben, wie andere immer zu beurteilen meinen was zumutbar ist. Man solle dankbar sein für das, was man bekommen kann. Egal, ob dabei Grenzen überschritten werden.
Da sage ich ganz klar nein. Zu lange wurden unsere Grenzen immer wieder überschritten und das schlimmste ist, dass solche Kommentare auch gerne aus den eigenen Reihen kommen. Mag sein, dass ihr es mit euch machen lässt, aber gesteht uns auch zu, dass wir das nicht tun.
Keiner hat es sich ausgesucht behindert zu sein, dann darf ich mir wenigstens aussuchen, wie ich behandelt werden möchte.
Ich bin ehrlich, ich beneide jeden, der ein Auto fahren kann. Sicher, ich könnte mir eine Mitfahrgelegenheit suchen. Da muss ich der fahrenden Person sehr vertrauen können. Darauf bin ich schon angesprochen worden, man bewunderte mein Vertrauen in die helfende Person. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, kenne es jedoch nicht anders.

Ein anderes Thema ist die immer noch fehlende Aufklärung. Wie oft höre ich „die wissen es ja nicht besser.“ Ja, dann fragt man. Ich kann auch nicht alles auf dem Schirm haben, werde ich darauf angesprochen, erweitere ich gerne meinen Horizont.
Ich wünsche mir viel mehr Verständnis für einander, weniger uninformierte Behauptungen wie die Gruppe der Schwerbehinderten sei so klein, da lohne es sich nicht, die Software anzupassen.
Wie ich an anderer Stelle schon erwähnte, ist auch der Satz „das können wir nicht umsetzen.“ beliebt. Ist ok, aber wo ist dann das Problem, sich helfen zu lassen?
Ich habe sowohl Fremdfirmen im HR als auch privat einigen Betreibern angeboten mit meinen Möglichkeiten zu helfen, leider meistens ohne Erfolg.
Umgekehrt möchte ich noch besser verstehen lernen. Erst heute habe ich mich beim durch die Stadt laufen gefragt, wieso mir ständig Leute über den Stock stolpern oder ob man mich sieht, wenn ich seitlich vorbeilaufe, derjenige aber gerade nach vorne guckt. Man hat uns in der Schule viel darüber beigebracht, wie wir uns unter Sehenden verhalten sollen, nur wirkliches verstehen kam da bei mir nicht auf.

Zum Glück sehe ich auch positives, weit weniger als ich gedacht habe bekomme ich Absagen wegen meiner Behinderung. Es gab sogar Firmen, die nochmal extra betont haben, dass es wirklich nicht an der Behinderung lag. Wäre nicht nötig gewesen.
Ohne die IT wüsste ich gar nicht, was ich hätte werden sollen, viel gab es früher nicht.
Trotz meiner langen Internatszeit habe ich einige Kontakte ohne Behinderung, die mir schon immer unvoreingenommen begegnet sind.

Leider bleibt am Ende immer noch viel negatives kleben und ich fürchte, dass auch der heutige Tag eher für Lippenbekenntnisse genutzt wird, als wirklich nachzudenken und die Situation zu verbessern.