Mein heutiger Beitrag ist durch diesen Beitrag inspiriert.
Heute früh sagte mein Freund mir es schneit. Auf mein „oh nein“ hat er mir versichert, dass nichts liegen bleibt. So geht das immer, wenn es schneit und ich weiß, dass ich an dem Tag noch unterwegs sein möchte.
Als Kind habe ich Schnee geliebt. Ich mochte es, ihn anzufassen, zu Kugeln zu formen oder einfach nur in der Hand zu zerdrücken, um das Knirschen zu hören. Mit meiner Familie bin ich damals auch mal Schlitten gefahren oder wir Geschwister haben Schneemänner gebaut.
Ich weiß auch noch, dass ich als kleines Kind den Schnee immer mit reinnehmen wollte, was natürlich nicht gut ging. Damals habe ich noch nicht so weit gedacht, obwohl er mir ja in der Hand immer geschmolzen ist.
Zu meiner Internatszeit, in der ich immer selbstständiger wurde und somit auch allein nach draußen gegangen bin hat sich das geändert.
Ich ertaste mir meinen Weg mit dem Blindenstock. Liegt Schnee kann ich den Untergrund nicht mehr richtig wahrnehmen und es kann passieren, dass ich auf der Straße lande. Zudem werden die Umgebungsgeräusche geschluckt, was mich zusätzlich behindert.
Am Schlimmsten war das für mich als ich noch pendeln musste. In Frankfurt waren die Wege zwar meistens gestreut, dennoch war es für mich zusätzlich zu der Belastung durch die Pendelei ein weiterer Stressfaktor, mich da allein durchkämpfen zu müssen. Ich hatte selten Begleitung, traf leider auch kaum spontan Leute, die ich hätte um Hilfe fragen können. Ich war ja immer schon so früh unterwegs und gerade in stressigen Situationen fällt es mir schwer, andere um Hilfe zu bitten.
Aktuell bin ich froh, dass ich nicht täglich raus muss. Mein Weg in die Stadt ist durch meinen Umzug vor über einem Jahr auch deutlich einfacher geworden. Sollte ich wieder einen Job haben ist das jetzt deutlich stressfreier.
Zum Glück hat es zu meiner Zeit beim HR selten geschneit, sodass der Horror, den ich damit verbinde, nicht allzu häufig war. Wenn ich zurückdenke hatte ich aber immer Angst, verloren zu gehen oder einen Unfall zu haben. Natürlich ist nie was passiert.
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zwei Welten
Für mich ist gerade die Zeit zurückzudenken. Heute ist mein letzter Auftritt mit unserer Abteilungsband ein Jahr her. Zu der Zeit war schon klar, dass ich nur noch 7 Monate beim hessischen Rundfunk sein würde. Wenn mir etwas aus dieser Zeit immer positiv hängen bleiben wird sind es diese Auftritte und die Bandproben dazu.
Diese Band hat mir das Gefühl gegeben, dass meine beiden Welten IT und Musik mit einander verschmelzen. Das waren ganz besondere Momente mit unbeschreiblich viel Gefühl. Etwas wehmütig bin ich bei dem Gedanken, selbst nicht in einer festen Band zu singen. Die Dankbarkeit überwiegt, auch weil ich bis zum Schluß von der Erinnerung zehren konnte. Gerade das zweite Halbjahr 2018 zog wie in einem Nebel an mir vorbei. Nur dieser Auftritt ist immer noch so klar abrufbar, als wäre es gestern gewesen.
Das Gefühl kann mir nicht genommen werden. Die Mitschnitte kann ich verlieren, den Rest nicht.
Falls das irgendwer von euch liest, danke für diese wunderbaren Momente. Ihr habt mein Gefühl bestätigt, dass IT und Musik zusammenpassen.
Ich bin ein Gutenberg Muffel
Man könnte auch sagen, ich bin ein kleiner Schißer. Es gibt den Gutenberg Editor in WordPress schon so lange, ich nutze ihn immer noch nicht.
In diesem Beitrag hat Marco Zehe geschrieben, warum er ihn nicht empfielt. Ich hatte marco vor einiger Zeit in den Kommentaren eines älteren Beitrags gefragt, ob der Gutenberg Editor inzwischen genutzt werden kann und schon da hat er mir abgeraten.
In einigem bin ich ja durchaus bastelfreudig, wenn es das wort überhaupt gibt, das hört aber bei Dingen die einfach funktionieren müssen auf.
Oft veröffentliche ich meine Blogbeiträge spontan, ich war noch nie die große Planerin. Da muss ich mich auf die Technik verlassen können.
Natürlich werde ich mich weiterhin auf dem Laufenden halten und mir ggf. mit einer Testinstanz ein eigenes Bild machen, aktuell stelle ich das noch hinten an. Ich habe noch so viele Ideen, schon da fällt es mir schwer zu priorisieren. Daher bin ich sehr froh, dass es den Classic Editor noch eine Weile geben wird.
Ich liebe mein Leben
Heute früh bin ich mit demselben liebevollen Gefühl aufgewacht, wie ich gestern eingeschlafen bin.
Ich lag noch einige Zeit wach und hab die letzten Monate an mir vorbeiziehen lassen. Es macht mich so unfassbar dankbar, wie sehr ich inzwischen alles einfach sein lassen kann, wie es ist. Mir wird klar, dass ich die ganzen letzten Monate dafür gebraucht habe, mich selbst immer mehr anzunehmen und zu erkennen.
Ich werde immer liebevoller gegenüber mir selbst und das zeigt sich so langsam auch in meinem Umfeld. Meine Familie lässt mir meinen Freiraum, immer mehr meiner Ängste lösen sich durch neue Erfahrungen in Luft auf.
Ich kann gar nicht aufhören darüber zu staunen. Ich frage mich wundernd, was da noch alles kommen wird.
Der Spruch es kann nur besser werden stimmt. Ich höre auf mich als Opfer meiner Umstände zu sehen und nehme mein Leben immer mehr in die Hand.
Ich erinnere mich, wie ich in meinem Beitrag im Mai von der Sehnsucht schrieb, zu meiner verstorbenen Freundin zu wollen. Jetzt, nur ein halbes Jahr später, liebe ich mein unperfektes Leben.
Ich weiß, dass sie immer bei mir ist und ich jederzeit mit ihr reden kann, wenn mir danach ist.
Diese Gefühle nichts wert zu sein, Angst vor Fehlern zu haben und zu denken ich sei nicht gut genug verschwinden von Tag zu Tag mehr.
Letztens wollte ich hier über meine Abschlussprüfung schreiben. Mich hat geärgert, dass mir eine Firma abgesagt hat wegen meiner schlechten Abschluss Note. Kaum hatte ich die ersten Zeilen geschrieben, war die Enttäuschung darüber schon wieder verschwunden.
Dabei habe ich nicht viel mehr gemacht als zu meditieren, mich selbst aufzubauen und mich immer mal wieder bei Freunden auszusprechen.
Es scheint unglaublich, wie viel sich in einem halben Jahr ändern kann. Natürlich gibt es noch viele Momente, in denen ich zweifle und die alten Gefühle hochkommen, aber es wird von Tag zu Tag besser.
Gestern habe ich ja einigen Wirbel verursacht bei dem Versuch, euch meinen letzten Beitrag zukommen zu lassen. Das hätte mich noch vor einem Jahr sehr belastet, aber der Moment war gestern nur kurz. Ich konnte es im Nachhinein eh nicht mehr ändern.
Ich bin noch lange nicht da wo ich hin will, aber es wird.
jetzt gehts rund
Heute bin ich sehr still. Viel Gefühlsachterbahn, wenig Gedanken, die sich aufschreiben lassen.
Ein ganz merkwürdiges Gefühl macht sich breit, voller Erwartung auf das was kommt.
Ich kann es am ehesten mit Vorfreude beschreiben.
Dieses Jahr werde ich besonders beschließen, Weihnachten alleine. Man kann sagen, ich habe es mir so ausgesucht. Meine Schwester hätte mir die Zugtickets bezahlt, aber die Umstiege abgenommen hätte mir das nicht. Also habe ich entschieden, dieses Jahr einmal ohne die Familie zu feiern.
Mein in den letzten Jahren obligatorischer Kongressbesuch wird auch ausfallen, weil ich mir das Hotel nicht leisten kann. Etwas Wehmut kommt bei dem Gedanken auf, all die Leute nicht zu sehen, die ich nur einmal im Jahr sehe. Das wird sehr merkwürdig.
Mein Freund und ich sehen uns dann auch 2 Wochen nicht, eine lange Zeit für uns. Besonders in den Nächten wird er neben mir fehlen.
Ich werde die Zeit nutzen, um mich noch tiefer zu erkennen, alte Prägungen anschauen und ins Positive verändern. Nur so kann ich mich selbst heilen.
Ein Stück weit hole ich mir auch mein Selbstvertrauen zurück. Ich ertappe mich so häufig bei dem Gedanken, etwas nicht oder nicht mehr zu können, obwohl ich es doch mal konnte. In den letzten Monaten wollte ich nur gehalten werden und bloß nichts scheinbar Unangenehmes machen müssen. Selbst allein einkaufen erschien mir wie eine Last, das muss sich wieder ändern.
Ich kann nicht erwarten, dass jemand mein Potential erkennt, wenn ich mich selbst klein halte. Schluss mit den ständigen Selbstsabotagen.
Ich merke doch, dass es geht. Ich hatte höllische Angst meiner Mutter zu sagen, dass ich nicht komme. Weihnachten ohne die Familie? Das geht doch nicht, sie wird so enttäuscht sein.
Ach papperlapapp, nichts ist passiert. Sie wird mir ein Paket schicken.
Vielleicht kann ich dann auch endlich diese Mauer abtragen und mal etwas programmieren. Das Gefühl überschreiben, ich wäre dafür nicht gut genug. Ich programmiere mich selbst um, dann geht’s mit dem Computer weiter. Klingt bestimmt total merkwürdig, ist aber so.
Und dann wird 2020 mein Jahr, vieles wird sich richten. Was nicht mehr zu mir gehört wird verschwinden. Wie aus dem Ei gepellt streife ich die alte Haut ab. Diese Worte wollte ich schon so lange hier schreiben, jetzt traue ich mich.
Rückblick auf die letzte Woche
Advent, Advent, die Svenja brennt.
Wenn ich schon keinen Adventskranz habe, bringe ich mich eben selbst zum Leuchten.
Genug geblödelt, ich wünsch euch einen wunderschönen 2. Advent. Danke, dass ihr den Weg mit mir weitergeht.
Heute nutze ich die Gelegenheit die letzte Woche nochmal gedanklich an mir vorbeiziehen zu lassen.
Ich stelle fest, dass ich mit meinem Experiment schon ein Drittel der Zeit bis Weihnachten gefüllt habe.
Themen zu finden fällt mir leichter als gedacht, nur sie mit Inhalt zu füllen…Da tue ich mich noch schwer.
Ich lese meinen Beitrag durch und denke „nee, so kannst du das nicht schreiben.“ Oder „du wiederholst dich ja immer.“
Mein Perfektionismus und mein innerer Kritiker sind immer noch viel zu laut für mich, aber ich arbeite daran.
Mein Vorteil ist, dass ich noch nicht viele Leser habe, so kommt die Angst eines Shitstorms gar nicht erst auf. Schließlich ist bei meinem ersten emotionalen Beitrag auch nichts passiert. Meine Befürchtungen sind nicht wahr geworden.
Gestern war mir gar nicht nach Schreiben, nur nach ganz viel fühlen und noch tiefer verstehen. Ich träume zurzeit sehr intensiv, alte Wunden die ich nie wirklich geheilt habe reißen wieder auf. Trotzdem genieße ich diese Zeit, ich habe das Gefühl nur so kann ich mich selbst finden. Ob ich mehr über diesen Prozess schreiben werde, weiß ich noch nicht. Ein paar Themen schwirren hier noch herum und es gibt noch ganz alte Beiträge, die noch nicht fertig sind.
Was mich sehr beruhigt, ich hatte ja vor einiger Zeit angekündigt meine Themen zu überarbeiten und trotzdem sind meine Abonnenten per mail nicht weniger geworden.
Schön ist auch, dass der Frust über zu wenig Kommentare ausbleibt. Das gab es früher immer, wenn ich Musik hochgeladen habe und keiner sie kommentiert hat. Mir ist klar geworden, dass das oft ein Schrei nach Aufmerksamkeit war. Das kann ich einfach stehen lassen. Mir ist wichtiger mich immer mehr ausdrücken zu können. Zu dem zu stehen was meine Wahrheit ist. Ich zerdenke immer noch viel zu viel und traue mich dann nicht. Momentan ist es aber wie ich oben geschrieben habe, ich finde mein Leuchten wieder.
Ich ertappe mich noch viel zu häufig dabei mich selbst schlecht zu reden, wenn ich mal wieder nicht das getan habe was ich mir vorgenommen hatte. Andererseits brauche ich die Energie noch für anderes und am Ende kommt es eh wie es gerade für mich am besten ist.
Also, auf ins nächste Drittel meines Experiments. Habt noch einen wunderschönen Abend.
Ich rede wie mir der Schnabel gewachsen ist
Dieser Beitrag eines von mir sehr geschätzten Bloggers hat mich zu meinem heutigen inspiriert.
Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen. In meiner Jugend entdeckte ich eine Internetseite, auf der jeder Aufnahmen von sich hochladen konnte. Es gab sogar die Möglichkeit, Duette zu singen. Besagte Seite hatte auch ein Forum zum Austausch und da ich schon zu der Zeit gerne Kontakt zu normal Sehenden haben wollte, meldete ich mich an. Eines Tages kam die Nachricht eines Mitglieds, warum ich denn sehen sage, wenn ich nicht sehen kann. Ich musste zweimal lesen, um das zu verstehen. Ich schrieb zurück, dass ich das nun mal so sage, an die Antwort erinnere ich mich nicht mehr.
Es gab noch eine Situation in meiner Kindheit. Wir fuhren zu Freunden meiner Mutter. Als eines der Kinder ins Zimmer kam sagte ich „hallo, lange nicht mehr gesehen.“ Schallendes Lachen der anderen war die Antwort darauf. Ich fühlte mich trotzdem nicht ausgelacht.
Ja, ich kann es nachvollziehen. Es muss befremdlich wirken, wenn jemand Blindes „sehen“ sagt.
Ich benutze das schon immer so selbstverständlich und habe nie darüber nachgedacht, wie das auf andere wirkt.
Ich bin auch kein Freund davon immer aufpassen zu müssen, was ich sage. Wenn ich weiß, dass jemand ein Problem mit einem Wort hat, ok, aber von Beginn an davon auszugehen, es könnte sein…Nein, das bringt alle Gespräche zum Stocken.
Wenn zu mir jemand sagt „guck mal“ und mir etwas in die Hand drückt finde ich auch das völlig in Ordnung. Auf das betretene „oh sorry“ reagiere ich locker und erkläre, dass solche Worte für mich auch zum Sprachgebrauch gehören. Es mag Leute geben, die das anders sehen. Bei mir braucht keiner Angst zu haben, „sehen“ und ähnliches zu sagen. Wer unsicher ist fragt einfach nach. Manchmal ertappe ich mich dabei das Wort umschreiben zu wollen, wenn ich keine Lust auf Diskussionen habe.
es ist ok
An alle, die aktuell mit sich hadern, sich nicht richtig fühlen.
Es ist ok, sich verletzlich zu zeigen. Nur wer dich mit all deinen Schwächen nimmt hat dich verdient. Den anderen wirst du es eh nicht recht machen können.
…sich mal hilflos zu fühlen. Nicht mehr weiter zu wissen und um Hilfe zu bitten.
…sich Grenzen einzugestehen und sich damit erstmal alles andere als gut zu fühlen.
Es ist ok ans Aufgeben zu denken, wenn alles aussichtslos scheint. Wichtig ist nur, dass du da auch wieder rauskommst.
Es ist ok, nicht ok zu sein. Zugegeben, der kommt nicht von mir, ist aber so wahr…
Dieser Beitrag geht auch ein Stück weit an mich selbst. An den Teil von mir, der noch zweifelt, gerade nicht weiterweiß, sich immer wieder selbst kritisiert.
Wie oft verfluche ich diesen Teil in mir und kämpfe dagegen an? Das macht es am Ende nur schlimmer.
Es zieht viel mehr Energie sich irgendwie anzupassen und zu verstellen. Da musste erst ein großer Knall kommen, damit ich das alles erkenne.
Auch das ist ok und ich darf mir das nicht selbst vorhalten. Es ist passiert und ich habe hoffentlich fürs Leben daraus gelernt.
Ich will in Zukunft so liebevoll zu mir sein, wie ich es mir als Kind gewünscht hätte. So akzeptiert werden wie ich bin.
Das heißt nicht, dass ich alles an mir toll finden muss. Will ich akzeptiert werden mit allem was mich ausmacht, muss ich bei mir selbst anfangen.
Ich weiß, es gibt immer noch viele Menschen da draußen, die sich nicht vorstellen können sich selbst lieben zu lernen, die meinen Beitrag als Spinnerei abtun würden. Hätte mir jemand vor zwei Jahren so einen Beitrag geschrieben, ich hätte vermutlich auch nur zweifelnd den Kopf geschüttelt und weiter gescrollt.
All die Jahre habe ich es mir selbst so schwer gemacht. Ich wusste es nicht besser. Ich stehe noch ganz am Anfang dieses Prozesses, bin mir aber sicher, dass ich das schaffen kann. Ich muss es schließlich mein ganzes Leben lang mit mir aushalten. Da gibt es nicht die Möglichkeit, sich von sich selbst scheiden zu lassen und getrennte Wege zu gehen.
Natürlich hatte ich lange Angst das könnte in Egoismus ausarten. Meine Bekannte sagte mir, erst wenn dir die anderen egal werden, ist es Egoismus. Sehr beruhigend.
Gedanken zum Tag der Menschen mit Behinderung
Heute ist der Tag für Menschen mit Behinderung und ich mache mir da so meine Gedanken. In diesem Beitrag versuche ich sie zu sortieren. Es werden auch Dinge dabei sein, die ihr vermutlich schon woanders gehört oder von mir gelesen habt. Es hilft mir das nochmal in eigene Worte zu fassen und ich erhebe natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Eine Sache die ich in den letzten Tagen verstärkt auf Twitter lese macht mich sehr betroffen und lässt mich zweifeln, wie ernst das mit der Inklusion gemeint ist.
Was ich da über die Deutsche Bahn mitbekomme, dass ständig Rollstuhlfahrer stehengelassen werden, angeblich aus Personalmangel, lässt außerdem meinen eh schon durch meine Pendelei verstärkten Hass auf die Bahn hochkochen. Als Pseudolösung wird dann der Schwerbehinderte noch gebeten, seinen Fahrplan anzupassen.
Es ist ja auch völlig in Ordnung, dass Schwerbehinderte doch bitte spätestens 2 Tage vorher wissen sollen, wann sie fahren wollen, wenn sie Hilfeleistung benötigen. Das führt bei mir häufig dazu, dass wenn ich doch mal fahre mich beim Umsteigen lieber durchfrage, auch wenn mich das viel Überwindung kostet. Meistens sind ja die anderen Reisenden selbst so in Eile oder müssen ganz woanders hin, da bin ich froh, wenn ich längere Umsteigezeiten habe.
Das Thema allein schon triggert mich extrem, da möchte ich nicht wissen, wie das für Rollstuhlfahrer ist. Mir graust jetzt schon vor Weihnachten. Da fahre ich zu meinen Eltern und das wird alles andere als angenehm, weil ich mehrfach umsteigen muss.
Ich durfte mir schon anhören ich solle doch froh sein, dass es die Bahn gibt. Sorry, aber ich schreibe was mir nicht passt. Überhaupt finde ich es ziemlich daneben, wie andere immer zu beurteilen meinen was zumutbar ist. Man solle dankbar sein für das, was man bekommen kann. Egal, ob dabei Grenzen überschritten werden.
Da sage ich ganz klar nein. Zu lange wurden unsere Grenzen immer wieder überschritten und das schlimmste ist, dass solche Kommentare auch gerne aus den eigenen Reihen kommen. Mag sein, dass ihr es mit euch machen lässt, aber gesteht uns auch zu, dass wir das nicht tun.
Keiner hat es sich ausgesucht behindert zu sein, dann darf ich mir wenigstens aussuchen, wie ich behandelt werden möchte.
Ich bin ehrlich, ich beneide jeden, der ein Auto fahren kann. Sicher, ich könnte mir eine Mitfahrgelegenheit suchen. Da muss ich der fahrenden Person sehr vertrauen können. Darauf bin ich schon angesprochen worden, man bewunderte mein Vertrauen in die helfende Person. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, kenne es jedoch nicht anders.
Ein anderes Thema ist die immer noch fehlende Aufklärung. Wie oft höre ich „die wissen es ja nicht besser.“ Ja, dann fragt man. Ich kann auch nicht alles auf dem Schirm haben, werde ich darauf angesprochen, erweitere ich gerne meinen Horizont.
Ich wünsche mir viel mehr Verständnis für einander, weniger uninformierte Behauptungen wie die Gruppe der Schwerbehinderten sei so klein, da lohne es sich nicht, die Software anzupassen.
Wie ich an anderer Stelle schon erwähnte, ist auch der Satz „das können wir nicht umsetzen.“ beliebt. Ist ok, aber wo ist dann das Problem, sich helfen zu lassen?
Ich habe sowohl Fremdfirmen im HR als auch privat einigen Betreibern angeboten mit meinen Möglichkeiten zu helfen, leider meistens ohne Erfolg.
Umgekehrt möchte ich noch besser verstehen lernen. Erst heute habe ich mich beim durch die Stadt laufen gefragt, wieso mir ständig Leute über den Stock stolpern oder ob man mich sieht, wenn ich seitlich vorbeilaufe, derjenige aber gerade nach vorne guckt. Man hat uns in der Schule viel darüber beigebracht, wie wir uns unter Sehenden verhalten sollen, nur wirkliches verstehen kam da bei mir nicht auf.
Zum Glück sehe ich auch positives, weit weniger als ich gedacht habe bekomme ich Absagen wegen meiner Behinderung. Es gab sogar Firmen, die nochmal extra betont haben, dass es wirklich nicht an der Behinderung lag. Wäre nicht nötig gewesen.
Ohne die IT wüsste ich gar nicht, was ich hätte werden sollen, viel gab es früher nicht.
Trotz meiner langen Internatszeit habe ich einige Kontakte ohne Behinderung, die mir schon immer unvoreingenommen begegnet sind.
Leider bleibt am Ende immer noch viel negatives kleben und ich fürchte, dass auch der heutige Tag eher für Lippenbekenntnisse genutzt wird, als wirklich nachzudenken und die Situation zu verbessern.
Mein nächster Schritt und Danksagung
Diese Woche habe ich wieder zwei Absagen bekommen und die zweite hat mich nochmal zum Grübeln gebracht. Es war eine Standardmail und wieder kam der alt bekannte Gedanke in mir auf, ich sei nicht gut genug, keiner würde mich als gefühlte Programmieranfängerin haben wollen. Zudem kamen meine Programmierversuche der letzten Wochen, ich schaffte es einfach nicht, ein Projekt zu starten.
„einfach machen“, hallte es in meinem Kopf, aber es ging nicht. Ich stand wie vor einer Mauer und kam da einfach nicht durch. Egal wie sehr ich dagegen drückte, ob ich versuchte sie abzutragen, sie wurde nur immer größer.
Schon während der Arbeit im HR habe ich immer zu meinen Kollegen gesagt, es würde mir enorm helfen, wenn ich erstmal anderen Code verstehen lerne und daran arbeite oder ich hätte jemanden, der von Anfang an begleitend bei mir ist.
In letzter Zeit fokussierte ich mich nur noch auf den Teil, ein komplett neues Projekt starten zu wollen, warum weiß ich selbst nicht so genau.
Wie so häufig, wenn ich nicht weiter wusste, teilte ich mich mit. Ich hab ja schon öfter meine Überzeugungen über den Haufen werfen dürfen.
Ich dachte, wenn ich um Hilfe bitte werde ich ausgelacht oder bekomme nur ein „stell dich nicht so an“. Negative Erfahrungen haben mich derart geprägt.
Jetzt darf ich durch euch erfahren, dass es nicht stimmt und das macht mich so unfassbar dankbar.
Die Hoffnung, die sich in den letzten Wochen wieder irgendwo versteckt hatte, ist zurück.
Ich habe schon seit einer gefühlten Ewigkeit einen GitHub Account, ihn aber nie wirklich benutzt, das werde ich ab morgen ändern.
Ich habe den wundervollen Tipp bekommen, mich an bestehende Projekte zu hängen, so könnte ich Feedback bekommen. Mir war irgendwie nicht klar, dass das so auch geht. Ich dachte immer, man läd da eigenen Code hoch und das wars, wenn er gut ist wird er in bestehendes Programm reingenommen.
Als ich noch einen Mac hatte habe ich das einmal mit nicht barrierefreier Software versucht. Ich dachte, es müsse doch ein leichtes sein, ein von Voiceover nicht erkanntes Eingabefeld zu verändern. In dem Wust von Ordnern, Dateien und C++, das ich nie gelernt habe, verlor ich schnell den Mut und schob das ganz weit weg. Ich werde einen neuen Versuch starten, womit genau, weiß ich noch nicht.
Allein schon zu wissen und immer mehr zu erfahren, dass ich nicht allein bin hilft mir gerade so ungemein weiter.
Egal was kommt, ich habe wundervolle Freunde und Leser hinter mir. Das lässt mich vergessen, wie schwarz mein Leben noch vor einem Jahr schien und wer weiß, wohin mich das noch trägt. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem ich mich selbst wieder motivieren kann, davon bin ich überzeugt.